Meike Harms-Ensink - Innere Haltung
Was haben ein Milchbart und Petersilie zwischen den Zähnen mit Konflikten zu tun?

Was haben ein Milchbart und Petersilie zwischen den Zähnen mit Konflikten zu tun?

Vor ein paar Jahren habe ich mir nach einem Bummel durch die Innenstadt einen Cappuccino gegönnt. Danach war ich noch in einigen Geschäften, habe mich freundlich mit Verkäufern unterhalten und das schöne Wetter genossen.

 Als ich wieder im Auto saß, bemerkte ich im Rückspiegel, dass noch deutlich sichtbare Milchreste um den Mund vorhanden waren. Ich dachte: „Oh nein! Wie peinlich! Damit bin ich die ganze Zeit rumgelaufen? Was die Leute wohl über mich gedacht haben?“ und „Wieso hat mich niemand darauf aufmerksam gemacht?“.

Letztendlich habe ich über mich gelacht und gleichzeitig fiel mir auf, dass viele Menschen von sich behaupten: „Ich habe kein Problem damit, etwas anzusprechen, was mir (negativ) an anderen auffällt!“.

Ist das so?

Ist das wirklich so?

In jüngeren Jahren habe ich immer wieder gezögert, ob ich jemandem sage, dass an ihm oder ihr etwas Sichtbares oder Riechbares außerhalb der gesellschaftlichen Norm liegt.

Die Kollegin, die sich nach ihrem Zigarettengenuss unangenehm riechend ins Büro setzt.
Der Kollege, der nach Schweiß riecht. Die Führungskraft, die nach dem Mittagessen Petersilie zwischen den Zähnen hat.

Viele Menschen zögern, ihre Mitmenschen auf etwas aufmerksam zu machen, was diese selbst nicht bemerken. Wir spüren förmlich selbst, wie das Gefühl von Scham in uns aufsteigt, wenn uns z.B.  jemand sagt „Du hast einen Popel an der Nase!“.
Vielleicht haben wir auch eine diffuse Angst vor evtl. Konsequenzen („Wenn ich das sage, dann…!“).
Dabei machen wir uns meistens nicht bewusst, wie wahrscheinlich es ist, dass die vermutete Konsequenz wahr wird. Wir setzen uns auch nicht damit auseinander, welche Konsequenzen es überhaupt geben könnte.
Wir haben Angst, den anderen zu kränken oder zu beleidigen oder selbst Nachteile zu erfahren.

Mach dir bewusst, dass es für den anderen viel schlimmer ist, irgendwann im Laufe des Tages selbst festzustellen, dass er oder sie das Gespräch mit dem wichtigen Kunden vielleicht mit einem Popel an der Nase geführt hat.

Solche Erlebnisse können auch Einfluss auf die kollegiale Beziehung haben. Man fühlt sich vorgeführt oder im Stich gelassen. Wir denken darüber nach, was andere über uns denken, dass sie uns etwas nicht sagen, obwohl es uns geholfen hätte.

Aus unserer Befürchtung heraus etwas falsch zu machen, machen wir nichts (einfach so tun, als wäre „es“ nicht da) oder wählen einen Weg, der dann tatsächlich peinliche Situationen entstehen lassen kann, ohne dass wir das wollten.

Z.B. stellen wir dem Kollegen Deo und Seife auf den Tisch (als „nettes“ Geschenk) oder öffnen immer wortlos das Fenster, wenn die Kollegin sich wieder an den Platz setzt.

Vielleicht denken wir auch „Das musst man doch selbst merken!“ und ärgern uns darüber, dass der /die andere so unreflektiert ist.

Wiederum andere rühmen sich damit, dass sie anderen Menschen immer alles direkt auf den Kopf zusagen. Das kann zu Kränkungen und zu handfesten Konflikten führen.

Wer die Petersilie zwischen den Zähnen nicht ansprechen kann, kann auch Probleme damit haben, Konflikte anzusprechen.

Konflikte zu erkennen, sie anzusprechen und bei der Lösung mitzuwirken, ist Führungsaufgabe.

Wenn du wissen möchtest, welche Motive dich leiten, und wie du deine Strategien für den Umgang mit Konflikten mit diesem Wissen erweitern kannst, dann nimm Kontakt zu auf oder vereinbare über den Button ein kostenfreies Kennenlerngespräch ohne Werbespam im Anschluss mit uns.

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