Meike Harms-Ensink - Innere Haltung
Macht uns die ständige Erreichbarkeit zu Sklaven von E-Mail und Co.?

Macht uns die ständige Erreichbarkeit zu Sklaven von E-Mail und Co.?

Dies ist der zweite Teil der Blog-Reihe: Digitale Kommunikation: geht es überhaupt noch ohne?

Im ersten Teil geht es um die Frage, ob WhatsApp, E-Mail und Co. Produktivitätskiller oder Kommunikationsbeschleuniger im Büro sind. 

Die digitale Kommunikation hat, unabhängig von der Art des Mediums, die Erwartungen bezüglich unserer Erreichbarkeit massiv verändert. Briefe haben einen Postweg, der einkalkuliert werden muss. Niemand erwartet also eine sofortige Antwort, nachdem der Brief in den Postkasten geworfen wurde. Eine E-Mail hingegen, liegt binnen weniger Sekunden im Posteingang des Empfängers. Dadurch stellt sich die Frage nach der Angemessenheit des Zeitraums, bis der Absender mit einer Antwort oder einer Auftragsbestätigung rechnen darf. Bei diesem Thema scheiden sich die Geister. Das Spektrum der Ansichten ist groß und erstreckt sich über einen Zeitraum von wenigen Stunden bis hin zu mehreren Tagen. Ganz findige Absender fordern eine Lesebestätigung an. Nun heißt es: Kurz dem Empfang bestätigen und der Countdown läuft. 

Durch Smartphones sind wir sogar in doppelter Hinsicht erreichbar. Ein Anruf von Kunden und Vorgesetzten nach Feierabend ist keine Seltenheit. E-Mails können mit ihnen auch am Wochenende gelesen werden.

 

 Hast Du die E-Mail schon gelesen?

 

Kommt Ihnen diese Frage bekannt vor? Wer darauf mit Nein antwortet, erntet häufig ungläubige Blicke und Unverständnis. Nicht selten resultiert daraus die nächste Frage, ob man sie denn nicht bekommen hätte.

Wenn ein E-Mail Programm auf dem Computer geöffnet ist, informiert es uns umgehend, durch ein kleines dezentes Fenster am unteren Bildschirmrand, über eine eingehende E-Mail. Sogar der Absender der E-Mail ist erkennbar. Wir haben also die Möglichkeit, ganz unabhängig davon was wir gerade tun, binnen weniger Sekunden in das Programm zu wechseln, um kurz mal zu schauen, worum es geht.

Viele Menschen empfinden dies allerdings nicht als Möglichkeit, sondern als Zwang. Sobald dieses kleine Fenster wahrgenommen wurde, entsteht die Frage im Kopf, worum es in der Nachricht wohl geht. Vielleicht ist es ja etwas wichtiges, das sofort erledigt werden muss. Es ist dann schwer bis unmöglich, diesen Gedanken zu ignorieren. Es schadet ja auch nicht, schnell mal nachzusehen, oder doch?

 

Ständige Erreichbarkeit mindert die Produktivität und kann krank machen

 

Mal eben kurz eine Nachricht zu schreiben oder den Posteingang zu checken, benötigt wesentlich mehr Zeit, als wir vermuten. Der Arbeitsprozess, in dem wir gerade stecken, wird unterbrochen. Auch wenn dies nur für wenige Minuten der Fall ist, kostet es zusätzliche Zeit, den vorherigen Gedanken wieder aufzunehmen und mit der Tätigkeit fortzufahren. Unterbricht man eine Tätigkeit, die besondere Sorgfalt erfordert, ist man nach der Unterbrechung sogar gezwungen den letzten Arbeitsschritt nochmal zu prüfen, um Flüchtigkeitsfehler zu vermeiden.

Es ist aber nicht nur Zeit, die uns diese Unterbrechung kostet, sie raubt uns auch zusätzliche Energie, die am Ende des Arbeitstages fehlen kann. 

Durch die Verbreitung von Handys geht die Erwartungshaltung einher, ständig erreichbar zu sein. Viele Menschen empfinden dies mittlerweile als Druck und sind nicht mehr in der Lage abzuschalten und sich angemessen zu regenerieren. Sie stehen ständig unter Strom. Die negativen Auswirkungen, von Stress bis hin zum Burnout, treten nicht unmittelbar auf, sondern häufig erst nach Jahren. Erhebungen dazu werden regelmäßig von den Krankenkassen durchgeführt.

  

Mut zur Auszeit

 

Aus beruflicher und gesundheitlicher Sicht ist es ratsam, nicht ständig auf allen Hochzeiten tanzen zu wollen. Das Medium E-Mail ist zu einer Massenabfertigung in Form von Verteilern verkommen. Ein Großteil der Nachrichten betrifft uns gar nicht direkt. Mit der nötigen Distanz betrachtet, muss man zu der Erkenntnis kommen, dass eine E-Mail definitiv kein Notfall sein kann. In einem solchen Fall wäre ein Anruf doch wesentlich sinnvoller und zielführender. 

Was passiert, wenn Sie nicht sofort auf eine E-Mail reagieren?

Versuchen Sie doch mal über mehrere Tage hinweg erst dann Ihre E-Mails zu lesen, wenn Sie eine Aufgabe abgeschlossen haben.

Kennen Sie noch das Gefühl nicht erreichbar zu sein? Es ist ganz einfach es zu erleben. Schalten Sie eine Stunde am Tag Ihr Handy aus und gehen spazieren.

Teilen Sie Ihre Erfahrungen gerne mit uns! 

Text: Sonja Oetting, Bilder: privat

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